Gesundheitssystem
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Österreich: zu viele Spitalsaufenthalte und zu hoher Alkoholkonsum[1] |
Inhaltsverzeichnis
- 1 Lebenserwartung & Gesundheitserwartung
- 2 Gründe für geringere Gesundheitserwartung in Österreich
- 2.1 Weniger staatliche Maßnahmen gegen Alkoholkonsum in Österreich als in Schweden
- 2.1.1 Alkoholkonsum: Österreich/Schweden 12,3/7,3 Liter reiner Alkohol pro Jahr
- 2.1.2 90% der alkoholbedingten Verkehrsunfälle gehen auf das Konto von Männern
- 2.1.3 Männer, die Alkohol trinken, vermindern ihr Testosteron & erhöhen ihr Prostatakarzinom-Risiko
- 2.1.4 Alkohol gilt generell als krebsfördernd, auch betreffend Darmkrebsrisiko
- 2.1.5 Wieviel Alkohol darf man(n) trinken?
- 2.2 FPÖ agiert beim Nichtraucherschutz gegen 59%-Mehrheit der Bevölkerung
- 2.3 Gesundheitsministerium versagt bei systematischer Prävention gegen häufige Erkrankungen im Alter
- 2.4 Keine Zuckersteuer in Österreich gegen Erkrankungen durch Zuckerkonsum
- 2.4.1 WHO begründet Forderung nach 20% Zuckersteuer
- 2.4.2 WHO nennt Mexiko und Ungarn als positive Beispiele mit Zuckersteuer
- 2.4.3 Finnland hat, die Philippinen und Südafrika planen eine Steuer auf Süßigkeiten
- 2.4.4 Ab April 2018 gibt es eine Zuckersteuer in Großbritannien ähnlich wie in Skandinavien & Frankreich
- 2.4.5 Foodwatch fordert auch in Deutschland eine Zuckersteuer, Coca Cola senkt Zuckergehalt um 10%
- 2.1 Weniger staatliche Maßnahmen gegen Alkoholkonsum in Österreich als in Schweden
- 3 Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich
- 4 Weitere Informationen
Lebenserwartung & Gesundheitserwartung
Malta, Schweden & Großbritannien: gesunde Lebenserwartung um 10J höher als in Österreich (2011)
Prävention ist Österreichs Schwachstelle - In anderen Ländern ist die gesunde Lebenserwartung um zehn Jahre höher
Nach einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) [2] ist das österreichische Gesundheitssystem "stark verbesserungsfähig". Die mangelnde Prävention wird in der Untersuchung als "die entscheidende Schwachstelle" festgemacht. Nicht zuletzt deshalb leben die Österreicher kürzer ohne Beschwerden als der EU-Schnitt. Im Gegensatz zur steigenden und im Europavergleich leicht überdurchschnittlichen Lebenserwartung sind die Aussichten auf gesunde, beschwerdefreie Lebensjahre in Österreich unterdurchschnittlich. Die "Gesundheitserwartung" liegt in Österreich im Jahr 2011 bei 58,8 Lebensjahren, fast drei Jahre unter dem EU-Schnitt (61,5 Jahre) und nur an 20. Stelle unter den 27 EU-Staaten. Österreich wird somit von 13 Ländern überholt, die eine niedrigere Lebenserwartung haben, aber ein größere Zahl gesunder Jahre erwarten können.[3]
In Malta, Schweden & Großbritannien gesunde Lebenserwartung bei 68 Jahren, das sind zehn Jahre mehr als in Österreich
Umgekehrt liegt Österreich bezüglich der Jahre, in denen die Lebensqualität durch Krankheiten und Behinderungen reduziert ist, mit 22 Jahren an dritter Stelle der EU-27. Im EU-Schnitt liegen die "kranken Jahre" bei 18, in Schweden sind es 12. Und das, obwohl sich Österreich das zweitteuerste Gesundheitssystem der EU leistet. Pro Kopf kostet es jedem Österreicher jährlich 3.400 Euro. Der EU-Schnitt liegt bei 2.200 Euro. Die Millionen versickern etwa bei den hohen Spitalskosten. Die stationäre Versorgung frisst 35 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben auf.[3]
Mangelnde Vorsorge: Ausgaben für Prävention nur 1,8 % statt 2.9 % im Schnitt der EU-27
Die entscheidende Schwachstelle liegt aber - so die der APA vorliegende WIFO-Studie (2011)[2] - in der mangelnden Vorsorge. Die Ausgaben für Prävention liegen mit 1,8 Prozent deutlich unterdurchschnittlich (EU-27 2,9 Prozent), dies entspricht einem Unterschied von 300 Millionen Euro. Die Ausgaben für Prävention steigen in Österreich auch unterdurchschnittlich, die Sozialversicherung ist nur berechtigt, in Prävention zu investieren, wenn die kurativen Anforderungen gedeckt sind. Die erwachsene Bevölkerung konsumiert in stärkerem Ausmaß Alkohol, raucht mehr, ist dickleibiger. Dramatisch ist die Situation bei den Jugendlichen: Bei den Werten der 15-Jährigen liegt Österreich im Schnitt von sechs Gefährdungsindikatoren an 22. Stelle und damit im Schlussfeld. Eine Messlatte für Erfolge der angestrebten Gesundheitsreform sollte nach Ansicht der WIFO-Studie[2] die Verlängerung der Lebensjahre sein, die gesund und behinderungsfrei verbracht werden können. Die Kosten könnten dabei durch Maßnahmen in den Lebensumständen mindestens so stark verändert werden wie durch interne, notwendige Reformen im Gesundheitssystem wie Reduktion der Bettenzahl, Verbesserung des Schnittstellenmanagements und Finanzierung aus einer Hand. Damit lenkt das WIFO[2] den Blick auf Verhalten und Prävention und bezieht Gruppen und Institutionen ein, die nicht vorweg als Akteure des Gesundheitssystems im engeren Sinn gesehen werden: nämlich Bildungseinrichtungen, Steuergesetzgebung, Arbeitsrecht, Firmen, Familien, Medien und den Einzelnen.
Durch Übernahme der Kosten für Fettsäureprofile durch die Krankenkassen Milliarden an Pflegekosten einsparen
Gesundheitsminister Alois Stöger gab dem WIFO[2] in der ZiB2 bezüglich der mangelnden Vorsorge recht: "Wir müssten mehr in dem Bereich der Prävention zur Verfügung stellen.[3]. Durch hochwirksame Präventionsmaßnahmen mit Übernahme der Kosten für Fettsäureprofile (48€) für Personen ab 50 durch die Krankenkassen und mit einem Rezeptgebühr-Anreizsystem zur Reduktion der messbaren Risiken Herz-Kreislauf-Risiko, Entzündungsrisiko, Diabetesrisiko, Membranfluididät, Alzheimer- und Schlaganfallrisiko könnten Milliarden an Pflegekosten eingespart werden und die Gesundheitserwartung auf Werte wie in Großbritannien, Malta oder Schweden angehoben werden.[4]
WHO für 20% Zuckersteuer zur Erhöhung der Gesundheitserwartung, Mexiko wäre gutes Beispiel
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begründet ihre Forderung nach einer „Zuckersteuer“ in einem Report mit den Erfahrungen, die verschiedene Länder mit gesetzlichen Initiativen gemacht haben. Die zusätzlichen Einnahmen sollten am besten in die Subvention von gesunden Grundnahrungsmitteln investiert werden, heißt es in dem Report „Fiscal Policies for Diet and Prevention of Noncommunicable Diseases“.[5] Das Problem ist bekannt. Im Jahr 2014 waren 39 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, also mehr als ein Drittel.[6][7]
Verdoppelung der Adipositas-Prävalenz 1980-2014, Diabetes war 2012 für 1,5 Millionen Todesfälle verantwortlich
Die weltweite Prävalenz der Adipositas hat sich zwischen 1980 und 2014 mehr als verdoppelt. Etwa 11 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen sind fettleibig. Das sind weltweit mehr als eine halbe Milliarde Erwachsene. Hinzu kommen noch einmal schätzungsweise 42 Millionen Kinder unter 5 Jahren, die im Jahr 2015 übergewichtig oder fettleibig waren. Dies entspricht laut WHO einer Steigerung von rund 11 Millionen in den letzten 15 Jahren. Fast die Hälfte der übergewichtigen Kinder leben heute in Asien ein Viertel in Afrika. Auch die Zahl der Diabetiker nimmt unaufhaltsam zu. Die WHO schätzt, dass es 2014 bereits 422 Millionen waren gegenüber 108 Millionen in 1980. Die Krankheit sei im Jahr 2012 allein für 1,5 Millionen Todesfälle verantwortlich gewesen. Der steigende Zuckerkonsum ist nach Einschätzung der WHO für diese Entwicklung zumindest mitverantwortlich. Francesco Branca, der Leiter der Abteilung „Nutrition for Health and Development“ der WHO, erinnert daran, dass raffinierter Zucker für die Ernährung eines Menschen eigentlich nicht notwendig ist. Die notwendigen Kohlenhydrate kann der Mensch auch über Stärke und andere Mehrfachzucker aufnehmen.[6][7]
WHO schlägt 20% Steuer auf zuckerhaltige Süßgetränke & Preisreduktion von Obst und Gemüse um 10-30% vor
Um den Zucker-Konsum zu senken, schlägt die WHO eine Steuer vor, die den Preis von zuckerhaltigen Süßgetränken um 20 Prozent oder mehr erhöht. Gleichzeitig könnte der Preis für frisches Obst und Gemüse durch Subventionen um 10 bis 30 Prozent gesenkt werden. Als Beleg führt der Report eine eigene Meta-Analyse von 11 systematischen Übersichten an, die aber (bis Oktober 2016) noch nicht veröffentlicht wurde. Der Report verweist auf die Erfahrungen, die in einzelnen Ländern mit einer Konsumsteuer erzielt wurden. Als positive Beispiele werden Mexiko und Ungarn genannt.[6][7]
Schweden haben bei der Geburt eine um 16 Jahre höhere Gesundheitserwartung als in Österreicher (2014)
Laut einer EU-Statistik[8] aus dem Jahr 2014 haben Männer und Frauen in Schweden bei der Geburt sogar eine um 16 Jahre höhere Gesundheitserwartung als Männer in Österreich. Für Männer und Frauen, welche schon 65 Jahre sind, beträgt der Unterschied immer noch 8 Jahre:
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Gesundheitserwartung laut EU-Statistik von 2014, abgerufen am 25.8.2018[9] |
Gründe für geringere Gesundheitserwartung in Österreich
Weniger staatliche Maßnahmen gegen Alkoholkonsum in Österreich als in Schweden
Alkoholkonsum: Österreich/Schweden 12,3/7,3 Liter reiner Alkohol pro Jahr
Folgende Tabelle stammt aus dem Handbuch Alkohol - Österreich, Band 1: Statistiken und Berechnungsgrundlagen 2017, Ergebnisbericht, Wien, im Jänner 2018, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen [10]:
Pro-Kopf-Alkoholkonsum der ab 15-jährigen Bevölkerung im internationalen Vergleich (Liter reiner Alkohol pro Jahr) | |||||||||||||||||||||||
Land / Jahr | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | ||||||||||||
Litauen | 12,1 | 12,3 | 12,7 | 13,4 | 13,3 | 12,4 | 12,9 | 12,7 | 15,1 | 15,0 | 15,2 | ||||||||||||
Weißrussland | 12,1 | 11,0 | 12,6 | 14,2 | 14,7 | 14,1 | 14,4 | 17,3 | 16,4 | 14,7 | 13,9 | ||||||||||||
Tschechien | 13,2 | 13,2 | 13,0 | 13,4 | 13,3 | 13,2 | 12,7 | 12,4 | 12,7 | 12,5 | 12,7 | ||||||||||||
Kroatien | 13,1 | 11,6 | 11,8 | 12,6 | 12,1 | 12,2 | 12,1 | 12,2 | 11,5 | 12,4 | 12,1 | ||||||||||||
Bulgarien | 11,0 | 10,5 | 10,4 | 10,9 | 11,0 | 10,9 | 10,8 | 10,7 | 11,0 | 12,1 | 12,0 | ||||||||||||
Österreich | 12,1 | 12,4 | 12,4 | 12,5 | 12,0 | 11,3 | 12,1 | 12,0 | 12,3 | 11,8 | 12,3 | ||||||||||||
Belgien | 12,1 | 12,3 | 11,0 | 10,3 | 10,5 | 10,1 | 10,2 | 10,1 | 10,1 | 11,8 | 12,6 | ||||||||||||
Polen | 9,2 | 9,5 | 10,4 | 10,9 | 11,4 | 10,7 | 10,6 | 10,9 | 10,8 | 11,6 | 10,7 | ||||||||||||
Frankreich | 13,2 | 12,2 | 12,4 | 12,2 | 11,9 | 11,8 | 11,7 | 11,8 | 11,5 | 11,1 | 11,5 | ||||||||||||
Luxemburg | 12,4 | 11,8 | 12,0 | 11,8 | 11,5 | 11,4 | 11,4 | 11,5 | 11,3 | 11,0 | 11,1 | ||||||||||||
Deutschland | 11,8 | 11,7 | 11,8 | 11,5 | 11,4 | 11,2 | 11,2 | 11,2 | 11,2 | 10,9 | 11,0 | ||||||||||||
Ungarn | 13,3 | 12,9 | 13,2 | 12,6 | 11,6 | 11,5 | 10,8 | 11,5 | 11,3 | 10,9 | |||||||||||||
Russ. Föd. | 11,5 | 11,6 | 11,8 | 12,2 | 12,0 | 11,2 | 11,1 | 11,0 | 11,0 | 10,6 | 10,1 | ||||||||||||
Irland | 13,3 | 13,3 | 13,4 | 13,6 | 12,7 | 11,4 | 11,9 | 11,7 | 11,4 | 10,5 | 10,8 | ||||||||||||
Lettland | 8,8 | 9,9 | 10,4 | 12,1 | 11,8 | 9,9 | 9,8 | 10,1 | 10,2 | 10,4 | |||||||||||||
Großbritannien | 12,2 | 12,1 | 11,6 | 11,8 | 11,5 | 10,8 | 10,9 | 10,7 | 10,4 | 10,3 | 10,4 | ||||||||||||
Portugal | 13,5 | 13,3 | 13,1 | 12,6 | 12,4 | 12,0 | 12,3 | 11,9 | 12,0 | 10,0 | 9,9 | ||||||||||||
Slowakei | 10,0 | 10,8 | 10,3 | 10,6 | 11,4 | 10,6 | 10,1 | 10,2 | 10,1 | 9,9 | 10,6 | ||||||||||||
Australien | 9,8 | 10,3 | 10,3 | 10,6 | 10,8 | 10,6 | 10,5 | 10,3 | 10,0 | 9,9 | 9,7 | ||||||||||||
Schweiz | 10,6 | 10,2 | 10,2 | 10,4 | 10,3 | 10,2 | 10,0 | 10,0 | 9,9 | 9,7 | 9,6 | ||||||||||||
Rumänien | 9,8 | 7,7 | 8,5 | 10,6 | 11,9 | 10,4 | 9,0 | 9,1 | 9,6 | 9,6 | |||||||||||||
Slowenien | 10,0 | 11,1 | 12,3 | 11,0 | 10,9 | 10,5 | 10,3 | 10,6 | 11,0 | 9,5 | 10,5 | ||||||||||||
Dänemark | 11,3 | 11,3 | 11,0 | 11,0 | 10,7 | 10,1 | 10,3 | 10,5 | 9,3 | 9,5 | 9,6 | ||||||||||||
Spanien | 12,0 | 11,9 | 11,9 | 11,1 | 10,2 | 10,0 | 9,8 | 9,6 | 9,4 | 9,3 | |||||||||||||
Serbien | 7,4 | 9,6 | 8,6 | 9,3 | 9,5 | 9,9 | 9,7 | 9,6 | 9,4 | 9,2 | 9,1 | ||||||||||||
Zypern | 13,0 | 11,4 | 11,5 | 11,6 | 12,0 | 10,8 | 11,3 | 10,7 | 10,6 | 9,0 | |||||||||||||
Finnland | 9,9 | 10,0 | 10,2 | 10,5 | 10,3 | 10,0 | 9,7 | 9,8 | 9,2 | 9,0 | 8,8 | ||||||||||||
USA | 8,5 | 8,5 | 8,6 | 8,7 | 8,7 | 8,7 | 8,6 | 8,7 | 8,8 | 8,8 | 8,8 | ||||||||||||
Niederlande | 9,6 | 9,7 | 9,8 | 9,5 | 9,6 | 9,2 | 9,3 | 9,0 | 9,1 | 8,7 | |||||||||||||
Malta | 6,5 | 6,4 | 8,8 | 7,5 | 7,1 | 7,4 | 7,9 | 6,9 | 7,7 | 8,6 | 8,5 | ||||||||||||
Kanada | 7,8 | 8,0 | 8,2 | 8,3 | 8,3 | 8,4 | 8,4 | 8,2 | 8,3 | 8,2 | 8,1 | ||||||||||||
Japan | 7,7 | 8,0 | 7,5 | 7,3 | 7,1 | 7,1 | 6,9 | 7,4 | 7,4 | 7,6 | |||||||||||||
Griechenland | 9,6 | 10,0 | 9,4 | 9,7 | 9,5 | 9,1 | 9,0 | 8,0 | 8,2 | 7,5 | 7,5 | ||||||||||||
Italien | 9,0 | 8,7 | 8,4 | 8,4 | 8,0 | 7,3 | 7,0 | 7,0 | 7,5 | 7,4 | 7,6 | ||||||||||||
Island | 6,8 | 7,1 | 7,2 | 7,5 | 8,5 | 10,2 | 8,3 | 8,1 | 7,8 | 7,3 | 7,5 | ||||||||||||
Schweden | 6,6 | 6,5 | 6,5 | 6,9 | 6,9 | 7,3 | 7,2 | 7,4 | 7,4 | 7,3 | 7,3 | ||||||||||||
Brasilien | 6,9 | 7,0 | 7,1 | 7,2 | 7,2 | 7,3 | 7,5 | 7,6 | 7,6 | 7,2 | 7,3 | ||||||||||||
Norwegen | 6,2 | 6,4 | 6,5 | 6,6 | 6,8 | 6,7 | 6,6 | 6,5 | 6,2 | 6,2 | 6,1 |
90% der alkoholbedingten Verkehrsunfälle gehen auf das Konto von Männern
Alkohol ist grundsätzlich verzichtbar. Er ist eine gesellschaftlich akzeptierte Droge, verursacht aber dennoch Schäden an Körper und Seele. Dass Alkohol "Männersache" ist, belegt der "Österreichische Männergesundheitsbericht aus 2002". Demnach sind 80% der 330.000 chronischen Alkoholiker Männer, und 90% der alkoholbedingten Verkehrsunfälle gehen auch auf das Konto der Männer.[11]
Männer, die Alkohol trinken, vermindern ihr Testosteron & erhöhen ihr Prostatakarzinom-Risiko
Möchte man dem Alkohol einen positiven Effekt zugestehen, dann den, daß man(n) unter Alkoholeinfluss "lockerer" wird. Die in unserer Gesellschaft allzu regelementierte Anknüpfung von zwischenmenschlichen Beziehungen gelingt viel leichter. Doch der Einfluß auf die Psyche ist leider nicht der einzige Effekt, den Alkohol auf Männer ausübt, denn er verändert auch die Balance der Sexualhormone. Um dem Alkohol einen Einfluß auf die Sexuahormone zu geben, genügen schon kleinste Mengen. Alkohol ist ein Aromataseaktivator, das heißt, er fördert die Umwandlung von Testosteron in Östrogene. Männer, die häufig (auch kleine Mengen) Alkohol trinken, vermindern ihr Testosteron und steigern das Östradiol. Die Wirkung von Alkohol beim Mann ist gekennzeichnet durch die Verminderung des Testosteronspiegels bei gleichzeitigem Anstieg des Körperöstrogens. Chronische Alkoholtrinker werden daher gleichzeitig die Symptome eines Testosteronmangels und eines Östrogenüberschusses aufweisen: Libidoverlust, Potenzprobleme, Entwicklung einer Gynäkomastie (Brustvergrößerung), Förderung der Entstehung des Prostatakarzinoms, Muskelabbau, Fettaufbau und „Feminisierung“ der Psyche.[11]
Alkohol gilt generell als krebsfördernd, auch betreffend Darmkrebsrisiko
Alkohol gilt generell als krebsfördernd. Einerseits durch die oben beschriebene Erhöhung des Östradiolspiegels, aber auch durch andere Mechanismen. Die Erklärungen für die Cancerogenität des Alkohols reichen von der Entstehung von freien Radikalen im Dünndarm, der Erhöhung des Körperöstradiols, der Provokation eines Vitamin-B-Mangels (der Vitamin B-Komplex gilt als DNA-Reparaturvitamin) bis zur direkten toxischen Wirkung von Alkohol auf die Darmzelle.[11]
Wieviel Alkohol darf man(n) trinken?
Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: möglichst wenig! Niemand missgönnt dem Geniesser das gute Gläschen Wein zum Wildbraten oder sein (kleines) Bier zum deftigen Essen. Die Richtlinie lautet: an nicht mehr als 3 Tagen in der Woche maximal 2 Einheiten Alkohol. Eine Einheit ist ein Achterl Wein oder ein kleines Bier. Merken Sie sich: Der Alkohol ist der Feind der Männer![11]
FPÖ agiert beim Nichtraucherschutz gegen 59%-Mehrheit der Bevölkerung
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Überwältigende 59% Mehrheit für Volksabstimmung zu Rauchverbot in der Gastronomie[12] |
Überwältigende 59%-Mehrheit für Volksabstimmung zu Rauchverbot in Lokalen
Selbst jeder zweite ÖVP-Wähler will nach den knapp 900.000 Unterschriften für ein totales Rauchverbot in Lokalen darüber abstimmen. Es ist eine an sich simple Frage, die im Oktober 2018 einmal mehr heftig diskutiert wird: Soll das Volk nach dem „Don’t smoke“-Volksbegehren mit 881.569 Unterschriften über ein Rauchverbot in der Gastronomie abstimmen? Nein, sagt die Regierung. Ja, sagt die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung. Zu diesem Befund kommt das OGM-Institut in seiner Umfrage für den KURIER. 59 Prozent der Österreicher sind für eine verbindliche Abstimmung, nicht einmal ein Drittel ist dagegen, ein gutes Zehntel unschlüssig. „Das ist ein klares Votum für eine Volksabstimmung“, resümiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. [12]
Nicht undelikat für ÖVP-Chef Kurz ist: Selbst Wähler der ÖVP sprechen sich klar für ein Volksvotum aus, mehr als die Hälfte der Türkis-Fans wollen über das Rauchen abstimmen. Am vehementesten fordern Wähler der Oppositionsparteien ein Plebiszit. Lediglich die Anhänger der Freiheitlichen sind mehrheitlich gegen eine Volksabstimmung – obwohl FPÖ-Wähler als Fans der direkten Demokratie gelten. „Das Ergebnis steht deutlicher in Zusammenhang mit den parteipolitischen Präferenzen als damit, ob die Befragten Raucher oder Nichtraucher sind“, analysiert Bachmayer. Denn der Meinungsunterschied zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist in punkto Volksentscheid wesentlich geringer als zwischen FPÖ-Wählern und Oppositionssympathisanten: Zwei von drei Nichtrauchern wünschen sich eine Abstimmung – das Lager der Raucher ist hingegen gespalten. Rund 30 Prozent der Befragten – auch das weist die Umfrage aus – rauchen zumindest gelegentlich, wobei die FPÖ den größten Raucheranteil unter ihren Wählern hat.[12]
Gesundheitsministerium versagt bei systematischer Prävention gegen häufige Erkrankungen im Alter
Ein weiterer Grund der drastisch geringeren Gesundheitserwartung in Österreich ist das bis Oktober 2018 völlige Versagen der FPÖ-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein bei der systematischen Prävention gegen häufige Erkrankungen im Alter. Wie mit einem einfachen Anreizsystem zu mehr Prävention Milliarden an Pflegekosten eingespart werden können, ist nachzulesen auf [13]:
Mehr Prävention wäre nötig, um das Pflege- und Gesundheitssystem zukunftsfit zu machen
Ein Ansatz: mehr Prävention wäre nötig. Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher von der Uni Wien: "Wir sind bei der Akut-Versorgung, wenn es etwa um die Behandlung von Schlaganfällen oder Krebs geht, ausnehmend gut." Bei der Prävention und bei der Betreuung nach der Akut-Versorgung sei man im OECD-Vergleich "nicht besonders". "Das zeigt sich unter anderem daran, dass Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande mit vergleichbar viel finanziellem Einsatz eine deutlich höhere Anzahl an gesunden Lebensjahren im Alter erreichen."[14] Die Anzahl zu erwartender gesunder Lebensjahre ist laut WIFO-Studie aus dem Jahr 2011[2] in Österreich um 10 Jahre geringer als in Malta, Schweden oder Großbritannien. [13]
Mit diesem Anreizsystem zu mehr Prävention können Milliarden an Pflegekosten eingespart werden
- Informationskampage des Gesundheitsministeriums darüber, dass man laut VITA-Alzheimer-Studie, welche 2012 veröffentlicht wurde, durch Anhebung des Folsäurewertes auf die letzten 10% des Normbereiches das Alzheimer-Erkrankungsrisiko und das Schlaganfallrisiko beträchtlich reduzieren kann. Das Schlaganfallrisiko sinkt zudem stark im Fall einer Absenkung des Homocystein-Spiegels auf Werte unter 8 Mikromol/l.
- Informationskampage darüber, dass man mit einem Fettsäureprofil mit Risikodarstellung (im Jahr 2017 nur von GanzImmun in Mainz angeboten) folgende 4 Risiken erkennen und mit nachfolgender Ernährungsumstellung extrem reduzieren kann: Entzündungsrisiko (Arthrose, Gelenkverschleiß & Rheuma), Herz-/Kreislauf-Risiko (Demenz-Risiko, Schlaganfall-Risiko), Diabetes-Risiko und Membranfluidität (genereller Alterungszustand des Körpers)[13]
- Übernahme der Kosten für das Fettsäureprofil mit Darstellung oben genannter 4 Risiken (von GanzImmun Mainz) in Höhe von 48 € für alle Personen ab 45 Jahren alle 2 Jahre durch alle Krankenkassen. Falls mehr als einer der 4 Risikobalken rot statt grün ist, sollen alle Krankenkassen bereits nach einem Jahr die Kosten für ein neuerliches Fettsäureprofil mit Risikodarstellung übernehmen. [13]
- Personen, welche ihr Ernährungsverhalten so optimiert haben, dass Sie im Fettsäureprofil 4 grüne Balken vorweisen können, sollen 2 Jahre lang eine Ermäßigung von 10% auf die Rezeptgebühr bekommen.
- Personen welche belegen können, dass sie ihr Alzheimer- und Schlaganfallrisiko mit Folsäureeinnahme und Absenkung des Homocystein-Spiegels auf Werte unter 8 Mikromol/l minimiert haben, indem Ihr Folsäurewert im Blut im obersten 10%-Bereich des Normbandes für Folsäure ist, sollen ebenfalls 10% Ermäßigung auf die Rezeptgebühr bekommen. In Summe kann die Ermäßigung auf die Rezeptgebühr bei optimalem Fettsäureprofil und optimalem Folsäurewert im Blut also maximal 20% betragen.[13]
Keine Zuckersteuer in Österreich gegen Erkrankungen durch Zuckerkonsum
WHO begründet Forderung nach 20% Zuckersteuer
2014 waren 39 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, also mehr als ein Drittel
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begründet ihre Forderung nach einer „Zuckersteuer“ in einem Report mit den Erfahrungen, die verschiedene Länder mit gesetzlichen Initiativen gemacht haben. Die zusätzlichen Einnahmen sollten am besten in die Subvention von gesunden Grundnahrungsmitteln investiert werden, heißt es in dem Report „Fiscal Policies for Diet and Prevention of Noncommunicable Diseases“.[15] Das Problem ist bekannt. Im Jahr 2014 waren 39 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, also mehr als ein Drittel.[6][16]
Verdoppelung der Adipositas-Prävalenz 1980-2014, Diabetes war 2012 für 1,5 Millionen Todesfälle verantwortlich
Die weltweite Prävalenz der Adipositas hat sich zwischen 1980 und 2014 mehr als verdoppelt. Etwa 11 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen sind fettleibig. Das sind weltweit mehr als eine halbe Milliarde Erwachsene. Hinzu kommen noch einmal schätzungsweise 42 Millionen Kinder unter 5 Jahren, die im Jahr 2015 übergewichtig oder fettleibig waren. Dies entspricht laut WHO einer Steigerung von rund 11 Millionen in den letzten 15 Jahren. Fast die Hälfte der übergewichtigen Kinder leben heute in Asien ein Viertel in Afrika. Auch die Zahl der Diabetiker nimmt unaufhaltsam zu. Die WHO schätzt, dass es 2014 bereits 422 Millionen waren gegenüber 108 Millionen in 1980. Die Krankheit sei im Jahr 2012 allein für 1,5 Millionen Todesfälle verantwortlich gewesen. Der steigende Zuckerkonsum ist nach Einschätzung der WHO für diese Entwicklung zumindest mitverantwortlich. Francesco Branca, der Leiter der Abteilung „Nutrition for Health and Development“ der WHO, erinnert daran, dass raffinierter Zucker für die Ernährung eines Menschen eigentlich nicht notwendig ist. Die notwendigen Kohlenhydrate kann der Mensch auch über Stärke und andere Mehrfachzucker aufnehmen.[6][16]
WHO schlägt 20% Steuer auf zuckerhaltige Süßgetränke & Preisreduktion von Obst und Gemüse um 10-30% vor
Um den Zucker-Konsum zu senken, schlägt die WHO eine Steuer vor, die den Preis von zuckerhaltigen Süßgetränken um 20 Prozent oder mehr erhöht. Gleichzeitig könnte der Preis für frisches Obst und Gemüse durch Subventionen um 10 bis 30 Prozent gesenkt werden. Als Beleg führt der Report eine eigene Meta-Analyse von 11 systematischen Übersichten an, die aber (bis Oktober 2016) noch nicht veröffentlicht wurde. Der Report verweist auf die Erfahrungen, die in einzelnen Ländern mit einer Konsumsteuer erzielt wurden. Als positive Beispiele werden Mexiko und Ungarn genannt.[6][16]
WHO nennt Mexiko und Ungarn als positive Beispiele mit Zuckersteuer
Mexiko hatte 2012 den weltweit höchsten Pro-Kopf-Konsum von Süßgetränken (160 Liter/Jahr). Insgesamt 71 Prozent des mit der Nahrung zugeführten Zuckers entfiel auf Süßgetränke. Seit Januar 2014 gibt es eine Steuer von 1 Peso für jedes verkaufte nicht-alkoholische Süßgetränk, was die Getränke um etwa 10 Prozent verteuerte. Hinzu kommt noch einmal ein Aufschlag auf die Mehrwertsteuer von 8 Prozent auf alle nicht-lebensnotwendigen Nahrungsmittel, die mehr als 175 Kalorien pro 100 Gramm enthalten. Erste Untersuchungen haben laut WHO gezeigt, dass der Verkauf der besteuerten Getränke im ersten Jahr um 6 Prozent zurückgegangen ist, wobei der Rückgang sich bis Dezember auf 12 Prozent erhöht habe.[6]
In Ungarn gibt es seit 2011 eine „Gesundheitssteuer“ auf Süßgetränke und Snacks. Die Steuer ist umstritten. Kritiker glauben, dass sie nur die Staatskassen füllen soll, da die Preise für die einzelnen Produkte nur gering angestiegen sind. Die WHO vertraut allerdings einer Evaluierung ungarischer Behörden, nach denen 26 bis 32 Prozent der Verbraucher ihren Konsum der besteuerten Produkte vermindert haben. Viele hätten dies allerdings nicht aufgrund des erhöhten Preises gemacht, sondern weil sie die Steuer auf die gesundheitlichen Bedenken aufmerksam gemacht habe. Aus Sicht des WHO-Reports hat die Steuer jedenfalls ihren Zweck erreicht.[6] [16]
Finnland hat, die Philippinen und Südafrika planen eine Steuer auf Süßigkeiten
Auch in Finnland gibt es eine Steuer auf Süßigkeiten, die allerdings gering ausfällt. Für Eis und Süßigkeiten beträgt sie derzeit 0,95 Euro pro kg, zuckerhaltige Getränke werden mit 0,22 Euro pro Liter belegt (zuckerfreie Getränke sind mit 0,11 Euro pro Liter besteuert). Der Staat nimmt auch Einfluss auf die Zusammensetzung des kostenlosen Mensaessens in Schulen und an Universitäten. Ob die Maßnahmen wirken, ist laut WHO nicht sicher, es gebe aber Hinweise, dass der Verbrauch von nicht-alkoholischen Getränken und Süßigkeiten zurückgegangen ist. Laut WHO-Infoarmation im Oktober 2016 haben auch die Philippinen, Südafrika und Großbritannien angekündigt, dass sie Steuern auf zuckerhaltige Getränke einführen wollen. Als Negativbeispiel wurde Ägypten genannt. Dort sei es der Industrielobby gelungen, die Mehrwertsteuer auf kohlensäurehaltige Getränke (denen oft Zucker zugesetzt wird) von 50 und 60 Prozent auf 25 Prozent zu senken. Eine Warnung, dass eine Strafsteuer auf ungesunde Nahrungsmittel ohne ausreichende Erklärung der positiven Auswirkungen für die Gesundeheit Bürger nicht unbedingt beliebt ist, ist für die WHO Dänemark. Dort wurde im Januar 2013 eine im Oktober 2011 eingeführte Steuer auf gesättigte Fette in Höhe von 16 Kronen/kg (ca. 2,15 €) wieder abgeschafft.[16]
Seit Freitag, 6. April 2018 müssen Hersteller von besonders süßen Getränken in Großbritannien mehr Steuern zahlen. Das Geld soll dem Sportunterricht an Schulen zugute kommen. Fans von süßen Softdrinks drohen in Großbritannien höhere Preise. Seit 6. April 2018 wird dort eine Steuer auf Getränke mit zugesetztem Zucker erhoben. So will die Regierung gegen Übergewicht bei Kindern vorgehen, denn diese nehmen rund ein Fünftel ihres Zuckers allein durch Cola und Limonade zu sich. Das eingenommene Geld soll dem Schulsport zu Gute kommen.
Hersteller von zuckerhaltigen Produkten müssen in Großbritannien eine Sonderabgabe zahlen
Belastet werden zunächst die Hersteller. Ab fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter müssen sie eine Sonderabgabe von 18 Pence (gut 20 Cent) zahlen, bei mehr als acht Gramm Zucker im Getränk werden 24 Pence fällig. Erhoben wird die Steuer nur auf Getränke, denen Zucker zugesetzt wird, und nicht etwa auf Fruchtsäfte oder zuckerfreie Limonaden. Die Regierung rechnet im ersten Jahr mit Einnahmen von umgerechnet rund 275 Millionen Euro. Ähnliche Steuern gibt es auch in den skandinavischen Ländern, in Frankreich, Ungarn und Mexiko. [17] [16]
Foodwatch fordert auch in Deutschland eine Zuckersteuer, Coca Cola senkt Zuckergehalt um 10%
Auch in Deutschland fordern Verbraucherorganisationen wie Foodwatch eine Abgabe für überzuckerte Lebensmittel. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) warnte zuletzt allerdings vor einfach klingenden Lösungen. "Es mag zwar sein, dass der Zuckergehalt in manchen Produkten sinkt. Das gilt aber nicht automatisch für den Gesamtkaloriengehalt", sagte sie. Sie wolle eine "Gesamtstrategie" zum Reduzieren von Fett, Zucker und Salz angehen. Immer mehr Supermärkte haben bereits angekündigt, die Rezepturen ihrer Eigenmarken freiwillig zu ändern. Auch Coca-Cola will den Zuckergehalt seiner Limonaden in Europa bis 2020 durchschnittlich um 10 Prozent verringern. In Großbritannien sind Fanta und Sprite bereits weniger süß.[17] [16]
Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich
Warum Österreichs Gesundheitssystem zu teuer ist (Nov.15)
Das österreichische Gesundheitssystem ist noch immer viel zu spitalslastig. Das geht aus einem OECD-Bericht hervor. Schuld daran ist der Filz zwischen Krankenkassen und Bundesländern, sagt Gesundheitsökonom Pichlbauer. Österreich gehört zu jenen Ländern mit den meisten Spitalsbetten. Dies geht aus einem Bericht der OECD hervor. Darin werden die Gesundheitssysteme in den Industriestaaten verglichen. Laut OECD hat Österreich pro tausend Einwohner um 60 Prozent mehr Spitalsbetten als der Durchschnitt aller OECD-Staaten. Die hohe Zahl der Spitalsaufenthalte (hier liegt Österreich sogar um 70 Prozent über dem OECD-Schnitt) lasse sich nicht durch die Bevölkerungsstruktur erklären, heißt es in dem Bericht. So haben skandinavische Länder wie Finnland und Schweden einen deutlich höheren Anteil an älteren Personen, trotzdem ist dort die Hospitalisierungsrate niedriger.[1]
Österreich ist sehr spitalslastig
Mit 266 Spitalsentlassungen pro 1000 Einwohner in einem Jahr ist Österreich Weltspitze. „Die Spitalsentlassungen sind ein Gradmesser für die Effizienz“, sagt Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer. Denn hier werden alle Personen gezählt, die sich länger als 24 Stunden in einem Spital aufhalten und dieses lebend wieder verlassen. „Bei uns werden zu viele Menschen ins Spital geschickt. Damit steigen die Kosten. Weltweit geht der Trend in den Ausbau des ambulanten Systems“, so Pichlbauer. Auch die OECD kritisiert, dass in Österreich der Anteil von ambulant durchgeführten Operationen niedrig ist. So werden in Österreich „derzeit praktisch keine Tonsillektomien (Entfernung der Mandeln, hauptsächlich bei Kindern) ambulant oder tagesklinisch durchgeführt, während solche Eingriffe in vielen anderen OECD-Ländern vorrangig als Tagesfälle behandelt werden“, schreibt die OECD. Die österreichische Gesundheitswirtschaft ist ein Milliardenmarkt. Zuletzt lagen die jährlichen Gesundheitsausgaben bei 34,8 Milliarden Euro. Der Großteil (38,8 Prozent) fließt in den stationären Bereich wie in die Spitäler. Nur 25,2 Prozent gehen in den ambulanten Bereich. Die Ausgaben für Arzneimittel liegen bei 12,2 Prozent. Der Rest entfällt auf Sonstiges wie Ausgaben für Langzeitpflege, Krankentransporte, medizinische Geräte, Verwaltung und vieles mehr. Pro Jahr steigen die Ausgaben um hunderte Millionen Euro.[1]
Spitäler als Spielwiese der Länder
„Seit Jahrzehnten wird die Spitalslastigkeit kritisiert“, sagt Pichlbauer. Doch abgesehen von kleineren Reformen habe sich nur wenig geändert. Schuld daran ist „der Filz zwischen Krankenkassen und Bundesländern“, so der Experte. Denn für die Spitäler sind in Österreich die Bundesländer zuständig. So hat etwa im heurigen Frühjahr kurz vor den Landtagswahlen Burgenlands Landeshauptmann, Hans Niessl (SPÖ), einen Ausbau des Krankenhauses in Kittsee angekündigt, obwohl sich nur zwölf Kilometer entfernt im niederösterreichischen Hainburg auch ein Spital befindet. „Hier bedarf es einer zentralen und österreichweiten Steuerung“, sagt Pichlbauer. Das nächste Problem sind die Krankenkassen. „Für sie ist es günstiger, die Patienten in die Spitäler zu schicken“, so der Gesundheitsökonom. Denn für die Spitäler zahlen die Krankenkassen nur einen kleinen Pauschalbetrag, somit müsse der Steuerzahler für einen Großteil der Kosten aufkommen. In den Krankenkassen haben die Sozialpartner (rote Gewerkschaften/Arbeiterkammern und schwarze Wirtschafts- und Landwirtschaftskammern) die Macht untereinander aufgeteilt. Pichlbauer: „Daher geht bei der Gesundheitsreform wenig weiter.“ Interessant ist laut OECD-Bericht, dass Österreich, neben Griechenland, weltweit Spitzenreiter bei der Zahl praktizierender Ärzte ist. Der von der Ärztekammer kritisierte Ärztemangel sei daher nur „virtuell“, so Pichlbauer. „Wir haben genug Ärzte, doch offensichtlich wollen viele Ärzte nicht im öffentlichen System arbeiten.“[1]
Rechnungshof zerpflückt Ausbildung der Ärzte in Österreich ohne Evaluierung (7.15)
Fehlende Verantwortung der Lehrenden, intransparente Bezahlung und jahrzehntelang ausbleibende Evaluierungen von Spitälern sind den Prüfern aufgefallen. Ab und zu gibt es vom Rechnungshof (RH) auch Schelte für seinen Auftraggeber – und das ist das Parlament. Was der Nationalrat bei der Ärzteausbildung beschlossen hat, war nämlich im Vorfeld vom Rechnungshof bereits kritisiert worden, "die diesbezüglichen Hinweise des RH im Rahmen des Begutachtungsverfahrens blieben im weiteren Gesetzgebungsprozess unberücksichtigt", stellen die Prüfer in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Bericht fest.[18]
Organisatorische Mängel
Dabei waren sie im Prinzip sehr für die Neuordnung der Ärzteausbildung, vieles liege aber nach wie vor im Argen: Die ärztlichen Leiter, die die Ausbildung ihrer jungen Kolleginnen und Kollegen koordinieren sollten, könnten ihre Verantwortung nicht entsprechend wahrnehmen, kritisiert der RH.
Die Träger der Krankenanstalten hätten die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen in den vom RH geprüften Fällen nicht geschaffen.
Für Reform fehlen Entscheidungsgrundlagen - Ausbildung ohne Evaluierungen
Wesentliche Daten und damit Entscheidungsgrundlagen wären aus RH-Sicht etwa erforderlich, um nachhaltig Voraussetzungen für den Verbleib von Turnusärzten in Österreich zu schaffen. Es sei nicht klar nachvollziehbar, warum so viele Absolventen einen nichtärztlichen Berufsweg wählen, ins Ausland abwandern oder als Allgemeinmediziner zu weniger als einem Drittel eine eigene Ordination eröffnen.
Bezüglich der Ausbildungsstätten kritisiert der RH die über Jahrzehnte gültigen Anerkennungen, ohne dass Evaluierungen vorgenommen worden wären. Kritisiert wird auch die Ärztearbeitszeit (sie wird aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben nun verkürzt), die praxisfremden gesetzlichen Vorgaben über Kernarbeitszeit und Wochenruhe, insbesondere aber, dass über die Arbeitszeit in vielen Fällen keine Aufzeichnungen geführt wurden.
Gleiche Tätigkeit unterschiedlich entlohnt
Das hat eine weitere Folge: "Die Höhe der Turnusärztegehälter in den überprüften Krankenanstalten war intransparent und konnte nur unter Zuhilfenahme von Annahmen (Modellrechnung) vergleichbar gemacht werden", heißt es in dem Bericht. Und wirklich nachvollziehbar ist auch nicht, warum ein und dieselbe Tätigkeit unterschiedlich entlohnt wird: Im LKH Innsbruck wurden Turnusärzte verschieden entlohnt, je nachdem, ob sie in einem Dienstverhältnis zum Land oder zur Medizinuniversität waren, entdeckten die Prüfer.[18]
Trotz weltweitem Rückgang der Raucherquoten Anstieg in Österreich (9.12.17)
ORF2-Teletext Seite 117 am Samstag, 9. Dezember 2017: Rauchverbot: Österreich "Schandfleck"?
„Internationale Experten haben ÖVP-Chef Kurz in einem offenen Brief davor gewarnt, mit seiner künftigen ÖVP/FPÖ Regierung das vorgesehene Gastronomie-Rauchverbot zu kippen. Österreich drohe international ein "Schandfleck" in den Aktivitäten gegen den Tabakkonsum zu bleiben bzw. seine Position noch weiter zu verschlechtern. Weltweit seien Raucherquoten gesunken, was zu besserer Gesundheit und geringerem Risiko für einen frühzeitigen Tod für Millionen Menschen geführt habe. "Nur ein OECD-Mitgliedsland ist da ständig gegen den Strom geschwommen: Österreich", betonen die Experten.“
Weitere Informationen
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Warum das Gesundheitssystem zu teuer ist: Das österreichische Gesundheitssystem ist noch immer viel zu spitalslastig. Das geht aus einem OECD-Bericht hervor. Schuld daran ist der Filz zwischen Krankenkassen und Bundesländern, Die Presse, Christian Höller, 4. Nov. 2015
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Herausforderungen einer alternden Gesellschaft: Schwerpunkt Reformbedarf im österreichischen Gesundheitssystem, Karl Aiginger, Beitrag zum Gesundheitsforum Primetime der AstraZeneca, 11. Mai 2011, WIFO-Vorträge, Nr. 111, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, PDF-Datei mit 11 Seiten
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Österreicher leben bis zum 59. Lebensjahr ohne Beschwerden, Der Standard (APA), 13.5.2011
- ↑ Mit diesem Anreizsystem zu mehr Prävention können Milliarden an Pflegekosten eingespart werden, Nachhaltigkeitspolitik
- Sozialversicherung Österreich, 2017
- ↑ Report „Fiscal Policies for Diet and Prevention of Noncommunicable Diseases“, WHO, 36 pages, publication date: 2016, Languages: English, French ISBN: 978 92 4 15112
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 WHO-Report begründet Forderung nach Zuckersteuer und Subventionen, Ärzteblatt.de, 12. Oktober 2016, abgerufen am 7.4.2018
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Zuckersteuer, Zuckersteuer gegen Erkrankungen durch Zuckerkonsum, Gesundheitslexikon Viat Sana, abgerufen im August 2018
- ↑ Statistiken über gesunde Lebensjahre, EuroStat, Datenauszug vom Mai 2017
- ↑ Gesundheitserwartung laut EU-Statistik von 2014, abgerufen am 25.8.2018
- ↑ Handbuch Alkohol - Österreich, Band 1: Statistiken und Berechnungsgrundlagen 2017, Ergebnisbericht, Wien, im Jänner 2018, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen
, Seite 98 (PDF-Seite 108 von 124), PDF-Datei mit 124 Seiten, abgerufen am 13. Oktober 2018 - ↑ 11,0 11,1 11,2 11,3 Männer und Alkohol, Männerarzt Dr. Georg PFAU, Linz, abgerufen am 13.10.2018
- ↑ 12,0 12,1 12,2 Überwältigende Mehrheit für Volksabstimmung zu Rauchverbot, Kurier.at, 12. Oktober 2018, abgerufen am 13.10.2018
- ↑ 13,0 13,1 13,2 13,3 13,4 Mit diesem Anreizsystem zu mehr Prävention können Milliarden an Pflegekosten eingespart werden, Nachhaltigkeitspolitik
- mehrheitsfähigere Politik für Österreich, abgerufen am 13.10.2018
- ↑ Pflege: Eine Milliarde verschwindet im System, Kurier, Christian Böhmer, 27.6.2017
- ↑ Report „Fiscal Policies for Diet and Prevention of Noncommunicable Diseases“, WHO, 36 pages, publication date: 2016, Languages: English, French, ISBN: 978 92 4 15112
- ↑ 16,0 16,1 16,2 16,3 16,4 16,5 16,6 Gesundheitliche Auswirkungen von Zucker, Gesundheitslexikon Vita Sana, abgerufen am 13.10.2018
- ↑ 17,0 17,1 Ab jetzt gilt die Zuckersteuer in Großbritannien, Ausburger Allgemeine, 6.4.2018
- ↑ 18,0 18,1 Rechnungshof zerpflückt Ausbildung der Ärzte, derStandard.at, 1. Juli 2015